Haarausfall ist nicht gleich Haarausfall: Ein Blick auf die verschiedenen Arten der Alopezie und ihre Verbreitung in Deutschland
Haarausfall, medizinisch als Alopezie bezeichnet, ist ein Thema, das viele Menschen betrifft und oft mit großer Verunsicherung einhergeht. Doch Alopezie ist nicht gleich Alopezie. Es gibt verschiedene Formen, die sich in Ursache, Erscheinungsbild und auch in ihrer Verbreitung unterscheiden. Werfen wir einen genaueren Blick auf die häufigsten Arten und welche Zahlen uns für Deutschland vorliegen.
Was genau ist Alopezie?
Unter Alopezie versteht man allgemein den sichtbaren Verlust von Haaren, meist auf dem Kopf, aber potenziell auch an anderen Körperstellen. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von genetischer Veranlagung über hormonelle Schwankungen und Autoimmunreaktionen bis hin zu äußeren Faktoren.
Die häufigsten Formen der Alopezie und ihre Zahlen in Deutschland:
Obwohl es schwierig ist, tagesaktuelle und bis ins kleinste Detail aufgeschlüsselte Statistiken für alle Alopezie-Formen in Deutschland zu erhalten, geben uns verfügbare Daten doch einen guten Überblick:
1. Androgenetische Alopezie (Erblich bedingter Haarausfall)
Dies ist die mit Abstand häufigste Form des Haarausfalls und betrifft sowohl Männer als auch Frauen. Sie ist, wie der Name schon sagt, genetisch bedingt und hängt mit der Wirkung von Androgenen (männlichen Hormonen) zusammen.
- Bei Männern: Typischerweise beginnt die androgenetische Alopezie mit Geheimratsecken und einer Lichtung am oberen Hinterkopf (Tonsur). Die Zahlen sind hier recht deutlich:
- Bis zum 30. Lebensjahr sind bereits rund 25 % der Männer betroffen.
- Bis zum Alter von 35 Jahren zeigen etwa 66 % Anzeichen von Haarausfall.
- Mit 50 Jahren haben rund 85 % der Männer sichtbar dünneres Haar oder eine Glatze.
- Bei Frauen: Hier äußert sich die androgenetische Alopezie meist durch eine diffuse Ausdünnung der Haare im Scheitelbereich. Während eine vollständige Kahlheit selten ist, leiden viele Frauen unter einem sichtbaren Volumenverlust.
- Etwa 12 % der Frauen sind bis zum 30. Lebensjahr betroffen.
- Schätzungen zufolge erleben rund 50 % aller Frauen im Laufe ihres Lebens einen gewissen Grad an erblich bedingtem Haarausfall.
Insgesamt wird geschätzt, dass etwa 1,5 Millionen Männer und 500.000 Frauen in Deutschland unter einer Form von „krankhaftem Haarausfall“ leiden, wobei die androgenetische Alopezie hier einen Großteil ausmacht.
2. Alopecia Areata (Kreisrunder Haarausfall)
Die Alopecia Areata ist eine Autoimmunerkrankung. Das körpereigene Immunsystem greift fälschlicherweise die Haarfollikel an, was zu einem meist plötzlichen, kreisrunden Haarausfall führt. Die kahlen Stellen können unterschiedlich groß sein und überall am Körper auftreten, wo Haare wachsen.
- Verbreitung in Deutschland: Es wird davon ausgegangen, dass in Deutschland etwa 1,5 Millionen Menschen von Alopecia Areata betroffen sind.
- Andere Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 2 % der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens einmal eine Episode von Alopecia Areata erleben.
Die gute Nachricht ist, dass bei vielen Betroffenen die Haare wieder nachwachsen können, auch wenn der Verlauf oft unvorhersehbar ist.
3. Telogenes Effluvium (Diffuser Haarausfall)
Beim telogenen Effluvium gehen übermäßig viele Haare gleichzeitig von der Wachstums- in die Ruhephase über und fallen dann etwa zwei bis vier Monate später aus. Dies führt zu einem diffusen Haarausfall über den gesamten Kopf verteilt.
- Ursachen: Auslöser können vielfältig sein, darunter starker Stress, hormonelle Umstellungen (z.B. nach einer Schwangerschaft), Schilddrüsenerkrankungen, Eisenmangel, bestimmte Medikamente oder schwere Infektionen.
- Verbreitung: Genaue Zahlen für Deutschland sind hier schwer zu fassen, da diese Form oft vorübergehend ist und nicht immer statistisch erfasst wird. Es ist jedoch eine sehr häufige Ursache für vorübergehenden Haarausfall und ein häufiger Grund für einen Besuch beim Dermatologen. In vielen Fällen ist das telogene Effluvium reversibel, sobald der Auslöser beseitigt ist.
Weitere Formen der Alopezie
Neben den genannten gibt es noch weitere, seltenere Formen, wie zum Beispiel:
- Vernarbende Alopezien: Hierbei werden die Haarfollikel durch Entzündungen zerstört und durch Narbengewebe ersetzt, was zu permanentem Haarverlust führt.
- Traktionsalopezie: Verursacht durch ständigen Zug an den Haarwurzeln, z.B. durch sehr straffe Frisuren.
Die Herausforderung mit Statistiken
Es ist wichtig zu betonen, dass die Erhebung genauer Zahlen zu Alopezie eine Herausforderung darstellt. Nicht jeder Betroffene sucht ärztliche Hilfe, und nicht alle Formen werden systematisch erfasst. Die genannten Zahlen bieten jedoch eine wichtige Orientierung über das Ausmaß des Problems.
Was tun bei Haarausfall?
Wenn Sie bei sich Haarausfall feststellen, ist der erste und wichtigste Schritt der Gang zu einem Dermatologen (Hautarzt). Eine genaue Diagnose ist entscheidend, um die Ursache Ihres Haarausfalls zu bestimmen und die bestmögliche Behandlung oder Beratung zu erhalten.
Haarausfall kann belastend sein, aber Sie sind nicht allein. Informationen und der Austausch mit anderen Betroffenen, beispielsweise in Selbsthilfegruppen, können ebenfalls sehr hilfreich sein.
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